24. Mai 2022

Konnektivität öffnet neue Perspektiven im Gesundheitswesen.

Konnektivität bezeichnet die neue Organisation der Menschheit in Netzwerken. Der Impact dieses Wandels liegt jedoch im Sozialen: Die neue Kultur der Openness öffnet Unternehmen und administrative Strukturen nach außen . Die aktuellen Umbrüche in der Gesellschaft und neue Prozesse in der Wirtschaft führen auch zu fundamentalen Veränderungen in der Arbeitswelt. In einer so digitalisierten wie globalisierten Zukunft nimmt auch die Arbeit im Leben der Menschen einen neuen Stellenwert ein. Technologie ist dabei wichtig, aber nicht dominant – der Mensch bleibt entscheidend. (Horx 2017).

Der digitale Wandel ist im vollen Tun. Immer mehr sind Informationen immer und überall verfügbar und können geteilt werden. Es entstehen neue Interfaces zwischen Menschen und Märkten. Eine offene Welt ist im Entstehen begriffen. Und an dieser Öffnung muss sich beteiligen, wer nicht im Abseits stehen will. So verändern sich klassische Strukturen zu Netzwerken. Das verstärkte Einbinden von Mitarbeitenden, interessante Projekte, eine gute Life-Balance, Gesundheitsvorsorge und eine mitarbeiterorientierte Unternehmenskultur werden beim Werben um die besten Mitarbeitenden entscheidend. Um den aktuellen Herausforderungen im Gesundheitswesen verstärkt zu entgegnen, beschäftigen wir uns mit aktuellen Themen zwischen den Megatrends Konnektivität und New Work. Denn sie verändern die Zusammenarbeit, die Arbeitsprozesse und Arbeitsweisen grundsätzlich.

Bereits 2015 waren weltweit rund 20 Milliarden Geräte über das Internet vernetzt. Für 2030 prognostizieren Studien bereits eine halbe Billion (500 Milliarden) vernetzte Geräte. Angesichts solch eindrucksvoller Zahlen sollten sich alle bewusst werden, welche Auswirkungen Konnektivität auf jeden Einzelnen – und jeder Einzelne auf die Konnektivität – haben kann.

 

Konnektivität im Gesundheitswesen

Digitale Innovationen und neue Technologien verändern nicht nur die Gesellschaft, sie wirken sich auch auf die Gesundheitsversorgung aus. Wo digitale Netzwerke entstehen, lösen sich Grenzen zwischen Leistungserbringern, Health Professionals und Patienten immer mehr auf. Bestehende Regeln ändern sich. Bekannte Abläufe werden hinterfragt und optimiert. Das Zusammenspiel aller Beteiligten – von Patienten bis Leistungserbringenden – wird zusehends durch das Maß an Vernetzung bestimmt. Mitarbeiter- und patientenzentrierte Lösungen rücken verstärkt in den Fokus des Gesundheitswesens. Konnektivität bringt ebenso viele Chancen wie Herausforderungen mit sich. Und dazwischen liegen jene Spannungsfelder, die wir gemeinsam mit Ihnen beleuchten wollen.

 

Spannungsfeld 1:

Zwischen Autonomie und Kollaboration im Ökosystem

Die Ambivalenz zwischen dem Wunsch nach Autonomie und dem Wunsch nach Verbindung und sozialem Kontakt begleitet uns ein Leben lang. Herkömmliche Organisationsstrukturen fördern diese. Es werden Einheiten und Abteilungen geschaffen mit dem Ziel, Aufgaben im jeweiligen Zuständigkeitsbereich möglichst unabhängig abzuarbeiten.

In Tat und Wahrheit können Mitarbeitende nie vollkommen unabhängig von anderen arbeiten. Vor allem nicht im Gesundheitswesen. Zu komplex und vielfältig sind die Schnittstellen. Um die Patientensicherheit zu gewährleisten, müssen sich Health Professionals untereinander abstimmen. So sind Interaktion und Kollaboration im Gesundheitswesen zwar keine Neuheit – sie werden aber im Sinne der Sharing Economy zunehmend auch unternehmensübergreifend zentral.

Einschneidende Veränderungen in Gesellschaft und Arbeitswelt werden durch die digitale Transformation beschleunigt. Und sie machen Ökosysteme immer relevanter. Dieser Wandel erfordert auch eine Veränderung der Wertschöpfungslogik. Aufgrund der zunehmenden digitalen Transformation des Unternehmens und dessen Umwelt wird in Zukunft eine gemeinsame Wertschaffung im Vordergrund stehen. Denn im gemeinsamen Wirken zum Wohle von Patienten und Mitarbeitenden liegt enormes Potenzial.

 

These 1: Um das Spannungsfeld zwischen Autonomie und Kollaboration auszugleichen , werden in Zukunft die Stärken und Skills eines jeden und die Spezialisierung von Unternehmen genauso entscheidend wie die Art und Weise der Zusammenarbeit.

 

Spannungsfeld 2:

Zwischen neuen Technologien und Human Power

Die einen sehen es als Fluch. Für die anderen ist es ein Segen: Der Begriff Künstliche Intelligenz spaltet die Gemüter. So sehnen die einen eine artifizielle Superintelligenz richtiggehend herbei, während die anderen sich vor einer Übernahme von Arbeitsaufgaben durch maschinelle Intelligenz fürchten. Die Wahrheit liegt – wie so oft – in der Mitte. Denn düstere KI-Szenarien haben mit den faktischen Möglichkeiten intelligenter Maschinen nur wenig zu tun. Und dennoch sind neue Technologien derzeit unbestritten der zentrale Treiber des digitalen Wandels.

Allen Fortschritten zum Trotz wird KI aber auch in Zukunft an klare Regelsysteme und Aufgaben gebunden sein. Daher lautet aus unserer Sicht die entscheidende Frage nicht, ob sie irgendwann an die menschliche Intelligenz heranreichen wird, sondern: Wie und wo können sinnvolle Mensch-Maschine-Schnittstellen den Dialog mit Technologie verstärken? Der Faktor Mensch wird nämlich in Zeiten des steten Wandels für die Sicherung der Wettbewerbsfähigkeit und den Unternehmenserfolg immer wichtiger. In Zukunft werden also vermehrt jene Organisationen am besten performen, die es schaffen, Potenziale von Mitarbeitenden optimal zu entfalten. Die Gesundheit und das Wohlbefinden der Mitarbeitenden spielen dabei eine zentrale Rolle.

Solange wir uns also im Klaren darüber sind, dass Technologie ein Werkzeug ist, die Entscheidungen aber von uns Menschen getroffen werden, sind die vor uns liegenden Potenziale durch den Einsatz von Algorithmen enorm.

These 2: Die reine Effizienzsteigerung durch technologische Unterstützung genügt nicht, um dem Fachkräftemangel im Gesundheitswesen entgegenzuwirken.

 

Spannungsfeld 3:

Zwischen Sicherheitsbedürfnis und einer komplexen, instabilen und immer digitaleren Umwelt

Menschen mögen Märchen. Weil sie spannend sind. Weil sie uns etwas übers Leben lehren. Und weil sie ein Happy End haben. Das gibt uns ein Gefühl von Sicherheit und Stabilität. Und was uns als Kinder faszinierte, suchen wir als Erwachsene noch immer: Herausforderung und Harmonie. Sicherheit und Geborgenheit sind Grundbedürfnisse von uns Menschen.


Die Risiken im 21. Jahrhundert sind jedoch komplex und dynamisch geworden. Denn mit der Digitalisierung von Wirtschaft und Industrie werden heute viel mehr Probleme als sicherheitsrelevant betrachtet als früher. Diese Erweiterung des Sicherheitsbegriffs hat auch die Perspektive der Sicherheit vom Staat zur Gesellschaft bis hin zum Individuum verschoben.

Heute jagt eine Krise die nächste, und auch der Pandemieausbruch hat die Sicherheit und die Geborgenheit erneut infrage gestellt. Unsere Gesellschaft befindet sich somit im Daueralarmzustand. Belegt wird dies auch durch eine Studie, in welcher mehr als die Hälfte aller 5000 Befragten angibt, dass die Pandemie ihr Sicherheitsgefühl im täglichen Leben negativ beeinflusst hat. Und darunter litt auch der Optimismus der Menschen: Rund 45 Prozent der Befragten meinen, dass sie sich bis Ende 2021 weiterhin unsicher fühlten. Sicherheit wird also mehr denn je zum obersten Gebot für Individuen wie auch für die gesamte Gesellschaft. Und immer mehr rückt die Frage ins Zentrum: Wie können wir konstruktiv mit Unsicherheit umgehen? Denn Sicherheit scheint heute kein fixer Zustand mehr zu sein, sondern muss ständig neu definiert und aufgebaut werden.

These 3: Agilität sichert das Bedürfnis nach Sicherheit und Stabilität auch in Unternehmen.

 

Spannungsfeld 4:

Zwischen Privacy, Security und Transparenz

In einer vernetzten Welt wird die Privatsphäre immer bedeutender. Doch auch diese befindet sich im Wandel. Zukünftig wird Privacy zu einer technischen On-off-Option und muss aktiv erzeugt werden. Dies wiederum setzt digitale Kompetenzen voraus.

Transparenz, Offenheit und Partizipation gelten andererseits als Kernthemen von New Work und New Leadership. Solche Trends wie auch weitere Themen in der digitalen Transformation, wie die Cloud-Migration und damit verbunden zunehmend hybride Infrastrukturen, machen das Leben von Systemadministratoren und IT-Verantwortlichen nicht gerade einfacher. Mitarbeitende möchten heute jederzeit, von überall und mit dem Endgerät ihrer Wahl Zugriff auf aktuelle Unternehmensdaten haben. Angesichts des viel zitierten Fachkräftemangels können sich agile Unternehmen dieser Anspruchshaltung der Mitarbeitenden nur schwer verweigern. Diese Ausgangslage stellt Sicherheitsteams vor weitere Herausforderungen. Denn je mehr Mitarbeitende in verschiedenen Umgebungen arbeiten, umso schwerer erkennen Sicherheitsverantwortliche, wo kritische Daten eigentlich liegen – in Public und Private Clouds, auf Notebooks, Tablets oder Smartphones. Diese mangelnde Transparenz macht es nahezu unmöglich, Datenverluste zu verhindern.

Datentransparenz jedoch ist ein grundlegender Baustein, um Benutzern Zugriff auf die Anwendungen und Geräte zu gewähren, die sie regelkonform und sicher verwenden möchten.

Wie also gelingt es, Dienste oder Devices nicht zu fürchten, die die Mitarbeitenden nutzen oder verwenden möchten? Kann eine umfassende Datentransparenz dafür sorgen, dass die aktive Partizipation von Mitarbeitenden von überall her und jederzeit möglich wird und gleichzeitig Datenbestände im Unternehmen sicher bleiben?

These 4: In einer vernetzten Welt, die Individualisierung und Selbstbestimmung mit sich bringt, sind partizipative Lösungen gefordert, die die Persönlichkeit eines jeden schützen und die Sicherheit situativ und individuell gewährleisten.

 

(Quellen: Future Work Barometer 2021-1, Arbeitswelt 4.0, FHNW, HSG | Bericht Arbeitswissenschaftlicher Kongress, GfA-Press | Was bringt die Zukunft? Ecosystems 2021, Deloitte | Studie Healthcare Insiders KPMG, 2020 | Konnektivität, Zukunftsreports, Zukunftsinstitut.de | Auswirkungen der Corona-Krise auf die Digitalisierung und Cybersicherheit in Schweizer KMU, gfs-zürich)

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