29. Juni 2021

New Work – ein Mindset setzt sich durch.

Überstunden, Konkurrenzkampf und Präsenzzeiten in unserer rationalen Leistungsgesellschaft erweisen sich immer mehr als wenig zukunftsfähig. Das bestätigt so auch das deutsche Zukunftsinstitut. Zitat: "Mit der Coronakrise als Beschleuniger setzen sich New-Work-Modelle auf einmal rasant durch. Der krisenbedingte Digitalisierungsschub fördert neue Arbeitsstrukturen, die von Work-Life-Blending, Kollaboration und Remote Work geprägt sind. Unternehmenskulturen werden agiler und adaptiver, während Mitarbeitende sich stärker als Problemlöser für gesellschaftliche Zukunftsaufgaben sehen."

Der Megatrend New Work ist in der Geschäftswelt zum Buzzword avanciert. Es wird in unterschiedlichen Kontexten angewendet. Mal geht es um Prozesse, mal um die freie Wahl von Arbeitsplatz und Arbeitszeit, und oft auch um den digitalen Wandel. Aber: Wie verändert New Work unsere Arbeitswelt? Was bewirkt es in Unternehmen? Und überhaupt: Was genau bedeutet New Work?

 

New Work: Zwischen Megatrend und Buzzword

Das Konzept "New Work" geht auf den amerikanischen Philosophen und Anthropologen Frithjof Bergmann zurück. Er beschreibt 1984 New Work als Alternative zu dem vorherrschenden Lohnarbeitssystem und als "Arbeit, die den Menschen und seinen Wunsch nach Erfüllung und Sinnhaftigkeit in den Mittelpunkt stellt". Selbstständigkeit, Freiheit und das Teilhaben an der Gemeinschaft bezeichnet Bergmann als zentrale Werte des "New Work"-Prinzips.
In dessen Kern steht somit ein neues Mindset: Die Freiheit zu entscheiden, wie, wann, wo und – am wichtigsten – warum wir arbeiten.

 

Mitarbeiterzentriertes Mindset: Power für den Wandel

Das Thema ist heute brisanter denn je: Die Digitalisierung hat unsere Arbeitswelt verändert. Prozesse, die früher mit viel Aufwand verbunden waren, laufen jetzt automatisch. Die Vernetzung der Mitarbeitenden ist erheblich einfacher, standortübergreifende Zusammenarbeit kein Problem mehr. Wissen gewinnt immer stärker an Bedeutung. Neue Berufe entstehen.
Durch diesen Wandel haben sich auch die Anforderungen und Bedürfnisse der Arbeitnehmenden verändbespaert. Und auch die Arbeitsgestaltung in Unternehmen. New Work steht heute schon fast als Synonym für eine mitarbeiterzentrierte Transformation der Arbeitswelt. Ein Sammelbegriff für zukunftsweisende und sinnstiftende Arbeit. Vielen auch als "Future Work" oder "Arbeit 4.0" bekannt.

Gleichzeitig ist der Mangel an Fachkräften aufgrund neuer geforderter Kompetenzen erheblich. Für Unternehmen, die zukunftsfähig bleiben wollen, ist es matchentscheidend, sich mit dem Wandel der Arbeitswelt zu befassen. Damit sie langfristig gute Mitarbeitende finden und halten können. Und zugleich ihre Produktivität und Innovationskraft steigern. Denn im neuen Normal entwickeln sich digitale Technologien und Geschäftsmodelle samt Arbeitsplätzen und -inhalten weiter. Digitale Arbeitsformen führen u.a. zum Aufweichen von Hierarchien (Holacracy). Agile und iterative Arbeitsmethoden lösen lineares, plangetriebenes Vorgehen ab. Und Kunden werden direkt in die Produktentwicklung integriert (Co-Creation) – für viele Unternehmen ist dies ein völlig neues Mindset.

Hierarchieübergreifende Partizipation von Mitarbeitenden, die mit Ideen, Kompetenzen und Leidenschaft zu Projekten beitragen, stehen dabei genauso im Zentrum wie das gemeinschaftliche Arbeiten im gesamten Ökosystem. Selbstverwirklichung, Potenzialentfaltung, Achtsamkeit und Gesundheit rücken die Bedürfnisse des Menschen unternehmensweit in den Mittelpunkt.

 

Breites Feld vielseitiger Flexibilisierung

Flexibilisierung von Arbeitszeit und Arbeitsort. Neue Strukturen, neue Denkmuster und neue Gewohnheiten wie kollaboratives Arbeiten. Und: Menschen bei ihrer persönlichen Weiterentwicklung unterstützen. Diese immense Bandbreite ist es, die New Work richtig spannend macht. Denn sie eröffnet viel Gestaltungsspielraum. Gleichzeitig führt sie aber auch dazu, dass das Thema häufig verallgemeinert wird und viele Unternehmen der Meinung sind, New Work bereits zu kennen und anzuwenden. Das Ergebnis sind oft kurzfristige, aktionistische Pläne. Denn mit frischem Obst, ergonomischem Mobiliar oder einem eigenen Feelgood-Manager ist der Anfang zwar gemacht. Aber eben: das ist erst der Anfang.
New Work geht indes viel weiter und ist alles andere als ein Bespaßungskonzept für Mitarbeitende. Vielmehr dient New Work als Projektionsfläche und Auslöser für einen Dialog und eine Weiterentwicklung in der Art, wie sich Menschen heute an Unternehmen binden. Wie sie ihr Arbeitsumfeld flexibilisieren und ihr Talent nutzen, um sich zu verwirklichen.

 

Post Corona View

Während die Lernkurve aus den vergangenen Monaten langsam abflacht, ist es an der Zeit, zu erkunden, was Ihre Belegschaft in der Zukunft braucht. Wie sich Ihr Unternehmen weiterentwickeln lässt. Damit es gesund und nachhaltig wachsen kann. Im Zuge des vielschichtigen Wandels der Arbeitswelt geht es um die Frage, wie wir die Arbeit innovativ definieren und so organisieren, um weiterhin einen steigenden Beitrag zur Unternehmensstrategie zu liefern. Nach wie vor sind Mitarbeitende das höchste Gut. Und gerade in Zeiten der Knappheit von Talenten gehören sie ins Zentrum unseres Denkens und Handelns.

In den kommenden Wochen werden wir uns gemeinsam mit Fragen, Vorgehen und Ansätzen rund um den Megatrend New Work auseinandersetzen. Postpandemische Fragen zu kognitiver Überlastung, neuen Führungskulturen und flachen Hierarchien, Zusammenarbeit in (virtuellen) flexiblen Teams und Personalentwicklung sind einige der Themen, die wir mit Ihnen beleuchten und hinterfragen. Hilfsmittel, Vorgehen und Lösungen sollen diskutiert sein. Damit Sie den unvermeidlichen Wandel von bisheriger Arbeit, Führung und Organisation in positiver und antizipierender Weise nutzen können.

 

New what? New Work bringt nicht nur ein neues Denken mit sich. Mit ihm halten auch neue Begriffe und Begrifflichkeiten im Sprachgebrauch Einzug. Darum: Hier ein kleines Glossar.


Co-Creation

Beschreibt die Methode, den Prozess oder das Ergebnis eines gemeinschaftlichen Schöpfungsprozesses mehrerer daran beteiligter Personen oder Statusgruppen. Oftmals eine gemeinsame Entwicklung von Anbieter und Kunde oder sogar dem gesamten Ökosystem eines Unternehmens.

 

Future Work oder Arbeit 4.0

Der technologische Fortschritt und die zunehmende Digitalisierung bringen neue Herausforderungen und Möglichkeiten für die Arbeitswelt mit sich. Die Begriffe spielen auf die vierte industrielle Revolution an. Sie beschäftigen sich mit möglichen Arbeitsformen, -verhältnissen und der Frage, welche sozialen Bedingungen dafür erfüllt werden müssen.

 

Remote Work

Ob im Co-Working-Space oder zu Hause: Beim mobilen Arbeiten überlässt der Arbeitgeber seinen Mitarbeitenden die Wahl des Arbeitsortes. Damit ist der Begriff sehr weit gefasst. Weil die Arbeit hier von zu Hause ebenfalls möglich ist, werden Homeoffice und mobiles Arbeiten (Remote Work) oft verwechselt.

 

Holacracy

Bei der Holakratie, einem Ansatz von Brian J. Robertson, wird jeder Mitarbeitende selbst zur Führungskraft. Hierarchien werden komplett abgeschafft. Stattdessen steuern selbstorganisierte Teams das Unternehmen. Entscheidungen werden demokratisch getroffen.

 

Virtuelle Teams

Wie können Mitarbeitende an verschiedenen Standorten und evtl. sogar in unterschiedlichen Ländern optimal zusammenarbeiten? Genau: über virtuelle Teams. In Zeiten der Digitalisierung ist eine physische Zusammenarbeit in vielen Branchen längst nicht mehr erforderlich. Laptop, Internetverbindung und ein Cloud-Service genügen – und schon können Mitarbeitende auf der ganzen Welt flexibel und ortsunabhängig arbeiten oder sich austauschen.

 

Work-Life-Blending

Wenn die Grenzen zwischen Arbeitswelt und Lebenswelt verschwimmen bzw. klar definierte Grenzen von Arbeitgebenden und Arbeitnehmenden aufgehoben werden, wird von Work-Life-Blending gesprochen. Arbeitnehmende sollen flexibel nach individuellen Begebenheiten arbeiten können. Um Risiken wie Mehrarbeit abzuschwächen, ist dabei das Führen mit Zielen gerne gesehen.

 

War for Talents

Der Fachkräftemangel hat einen Wettbewerb um talentierte Nachwuchskräfte ausgelöst. Attraktive Arbeitgebende locken mit erweiterten Angeboten wie Sport, die Massage im Büro oder Karrierechancen. Der Konkurrenzdruck beim Werben um geeignetes Personal fordert neue Ideen.

 

(Quellen: Deutsches Zukunftsinstitut/Fachliteratur: Agenda HR – Digitalisierung, Arbeit 4.0, New Leadership/trendreport.de)

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